Stresstest - warum nur für Banken?

Stresstest - warum nur für Banken?

Banken (zumindest alle „systemrelevanten“ Banken) müssen Stresstests aufgrund spezifischer Vorschriften durchführen, um Ihre Krisenfestigkeit zu dokumentieren. Die Folge ist, dass sich die Betroffenen bewusst mit Risiken auseinandersetzen, die Einflüsse auf das von Ihnen verantwortete Unternehmen haben und Szenarien entwickeln, um die Einflüsse dieser Risiken beherrschbar zu machen. Im Wesentlichen geht es darum, Risikofaktoren zu erkennen und Änderungen dieser Risikofaktoren zu simulieren, um somit deren Auswirkungen auf die Bilanz, die Gewinnsituation und vor allem auf die Zahlungsfähigkeit erkennen zu können. Warum sollten das nur Banken machen lassen?

Der Pfleiderer-Chef Wolff wurde in der Wirtschaftswoche vom 23. Februar 2015 wie folgt zitiert „Wenn was passiert, ist Handeln angesagt und nicht Überlegen und Diskutieren.“ Bei der Pfleiderer GmbH, Neumarkt, liege ein Plan parat, der bei bekannten Risiken schnell aktiviert und umgesetzt werden könne. Prof. Horst Wildemann von der TU München wird im gleichen Heft mit den Worten zitiert: „Stresstest sind ein Managementtool, um Firmen zukunftsfähig und zukunftsrobust zu machen“.

Gerade bei von außen auftretenden Einflüssen, gilt es, schnell zu handeln. „Man bereitet sich vor, um im Krisenfall Zeit zu gewinnen“ führt Wildemann weiter aus. Peter Gerstmann, Chef des Zeppelin-Konzerns bringt im selben WiWo-Artikel seine Erfahrungen auf den Punkt: „Wir haben gemerkt: Selbst wenn die Zahlen zu stimmen scheinen und die klassischen Controllingelemente alle auf Grün stehen, kann trotzdem in kürzester Zeit ein Einbruch kommen“.

Was für große Unternehmen gilt, gilt auch für kleine und mittlere Unternehmen, denn die Risiken unterscheiden sich nicht wesentlich. So wirkt sich zum Beispiel ein Umsatzeinbruch bei einem Unternehmen auf alle Lieferanten aus – egal ob groß oder klein.

Die Notwendigkeit einen Stresstest für alle Unternehmensgrößen durchzuführen, dürfte somit unbestritten sein. Was aber ist ein Stresstest eigentlich genau? Hier darf ich erst mal Wikipedia zitieren: „Ein Stresstest ist ein Instrument des Risikomanagements. ...Hierbei werden die Aus­wirkungen der Änderung von Risikofaktoren mittels Szenariotechnik auf bestimmte Maße, wie z. B. Kernkapitalquoten simuliert. Man unterscheidet dabei Szenarioanalysen (Variation mehrerer Risikofaktoren) von Sensitivitätsanalysen (eindimensionale Szenarien, bei denen nur ein Risiko­faktor variiert wird). Stresstests dienen dazu, Informationen über die potentiellen Auswirkungen bestimmter Entwicklungen zu gewinnen, diese Informationen zu kommunizieren und daraufhin Entscheidungen abzuleiten.“

Letztlich geht es darum, die möglichen Auswirkungen ermittelter Risikofaktoren festzustellen, zu bewerten und deren Einflüsse auf das Unternehmen zu simulieren. Es sind nicht nur die direkten Einflüsse auf Umsatz oder Kosten zu berücksichtigen, sondern auch indirekte Einflüsse. Diese könnte z.B. die Fähigkeit betreffen, bestehende Kreditlinien zu prolongieren oder zu erweitern oder neue Kredite zu erhalten. Oftmals spielt hier auch der Zeitfaktor eine große Rolle. Dies alles kann und sollte Bestandteil der Überlegungen zu Konzeption eines Stresstests sein.

Unternehmen mit einem bestehenden Risikomanagementsystem sind hier im Vorteil. Sofern dieses System umfassend und aktuell aufgestellt ist, sind wesentliche Überlegungen schon vorweggenom­men und direkt für die Modellierung des Tests verwendbar.

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